Die Vogelwelt Costa Ricas

Zu Besuch beim Krokodilflüsterer

Reisebricht Costa Rica von Christoph Laade

Ist das ein großer Ast dort im Wasser? In den braunen Fluten des Tarcoles Flusses schauen wir nach Krokodilen aus. Unter einer Brücke liegen sie träge am Ufer.

Wir sind auf dem Weg zu Joes Krokodile Watching. Joe empfängt uns mit lockeren Sprüchen wie: „Zählen Sie ihre Finger nochmal vor der Abfahrt, unserer Krokodilbabys haben Hunger. Jeder trägt eben zum Glück unserer kleinen Freunde etwas bei.

Wenn Sie Angst haben, lassen sie es sich besser nicht anmerken, die Krokos können Angstschweiß schon auf 2 km Entfernung riechen. Aber keine Angst wir haben nur positive Rückmeldungen unserer Kunden. Wer sich beschwert wird über Bord geworfen.“

Na denn, die Stimmung ist gelöst, das Boot tuckert los. Das Wasser ist rotbraun brackig, also haben wir Ebbe. Wir befinden uns 1,5km entfernt von der Mündung in den Pazifik. Bei Flut staut das dunkle Pazifikwaser bis zu 4km ins Landesinnere.

Joe weist uns auf das erste Krokodil – ein Weibchen – Joe nennt es Britney Spears, es ist noch jung und noch zappelig. Krokodile sind bequeme Tiere, nur die jungen Tiere sind aktiv.

Seit 16 Jahren Jahren bietet Joe seine Touren an. Er zeigt sich als ausgezeichneter Kenner der Tierwelt seiner Heimat. Auch kleine Leguane und Uferläufer erspäht er sofort. Allen Krokodilen hat er einen Namen gegeben und kennt deren Eigenschaften und Vorlieben. Bis zu 20 Tier pro Flusskilometer, des bis zu 300m breiten Flusses kommen im Unterlauf des Tarcoles vor. Die Krokodile leben von allem was sich im und am Wasser bewegt. Als Lauerjäger sind Sie auf unachtsame Opfer angewiesen. Oft bekommen die Tiere tagelang nichts in Maul. Bisweilen können Sie sich an einem ins Wasser gefallen Tier den Bauch vollschlagen. Auf den Uferbänken grasen Kühe und Pferde. Kein Problem für die Weidetiere. Die bis zu 5m langen Krokos bewegen sich an Land schwerfällig und entfernen sich kaum vom Fluss.

Joe weist uns auf kleine weiße Schneereiher, die hier sehr häufig sind. Wir werden auch den kleinen Blaureiher, den großen Blaureiher, den großen Tigerreiher, sowie den gelbschopfigen Nachtreiher
(den Joe mit Donald Trump vergleicht) und den schwarzschopfigen Nachtreiher aus nächster Nähe zu Gesicht bekommen. Ein großer weißer Reiher hat sich gleich zu Beginn der Fahrt auf unser Boot begeben und wartet auf eine Belohnung.

Joe hat sich schon seit seiner Kindheit bei den Vögeln des Flusses beliebt gemacht, indem er Ihnen beim Angeln kleine Fisch zugeworfen hat. Joe pfeift schrill und ein gelbköpfiger Karakara, ein falkenverwandter eleganter Flieger näher sich dem Boot und setzt sich auf die Kante des steil abfallenden Ufers. Bald gesellt sich ein weiterer Karakara mit schrillem Ruf. Joe erklärt die Unterschiede zwischen Weibchen, Jungvogel und Männchen. Auf einer Uferbank des ungehindert mäandernden Flusses landen wir an. Zwei Krokodile sonnen sich im Wasser: ein Weibchen Namens Angelina Jolie und ein junges Männchen.

Der Bootsführer steig aus und wedelt mit Hühnchenbeinen. Die Krokodile reagieren sofort und kommen ans Ufer. Die Langschnauzen reagieren auf die Bewegung der Beute und schnappen nach den Ihnen zugeworfenen Tieren.  Ein eingeübtes Ritual. Auf die ersten 7m sind die Urtiere schneller als Usain Bold, danach stellen Sie die Verfolgung ein – zu energieraubend.

Wir fahren weiter. Joe stößt wieder schrille Schreie aus. Nach einer Flussbiegung segelt ein großer Schopfkarakara auf uns zu – da ist noch einer, und da noch einer ruft ein begeisterter Mitfahrer.

Auch diese Vögel bekommen ihre Belohnung. Zu der Gruppe gesellt sich noch ein stattlicher schwarzer Habicht und die zwei Gelbkopfkarakaras. Ich traue meinen Augen nicht. Vögel die sonst eine Fluchtdistanzen von mindestens 300m haben können wir auf 5m Entfernung beobachten.

Die Tiere wissen wo sie sicher sind. Joe rechtfertigt die Fütterung mit der Steigerung der Vitalität.

Wir begeben uns in den Mündungsbereich des Flusses. In einem Seitenarm tasten sich die Stelzwurzeln der Mangroven ins Wasser und sorgen so dafür das bei Flut nicht kein Land verloren geht. In einem Baum entdecken wir 5 Kahnschnabelreiher. Joe deutet mit einer Taschenlampe auf kleine rotarmige Krabben im Schlamm zwischen den Wurzeln. In diesem Lebensraum mit vielen Verstecken verbergen sich die jungen Krokodile. Noch sind sie die Beute von Vögeln.

Während der zweistündigen Fahrt konnten wir auf den Uferbänken im Mündungsarm auch weiße Ibisse, Rosa Löffler und den dunkelköpfigen Waldstorch bewundern.

Insgesamt habe ich über 20 verschiedene Vogelarten mit Hilfe von Joe entdecken können.

Ein großer Tag.

Jeden Morgen wurde ich von mir unbekannten Vogelstimmen aus dem Bett gelockt.

Insgesamt konnte ich fast 80 Arten bestimmen und viele davon mit meiner recht einfachen Kamera fotografieren.