Garten 2050 – Ein Blick zurück nach vorn

Gartengespräch am Kundentag 04.05.2014

Christoph Laade eröffnete das Gespräch mit einem Rückblick auf eigene Erfahrungen als junger Gärtner: Viele Gärten waren vor 25 Jahren von dunklen Fichten umgrenzt. Ein mächtiger, dunkler Schutzwall ließ viele Gärten gespenstisch wirken. Wenn für das Haus galt: „My Home is my Castle“ dann war der Garten wohl das Verlies.Göttin Flora ist mittlerweile jedoch auch in deutsche Gärten eingezogen.

Die Gärten wurden individueller und vielfältiger. Lassen Sie uns also einen Blick zurück nach vorn wagen.

 

Frage 1: Welche Pflanze hat das Gartengen in Ihnen erweckt?

Der Buchautor Romke van de Kaa schmunzelte bei der Bemerkung: In jungen Jahren waren Pflanzen für mich schlicht langweilig. Da bewegte sich nichts, zu wenig Action.
Die ersten Pflanzen die mich interessierten waren daher Rohrkolben, die konnte man als Fackeln nutzten. Mit der Arbeit in Tulpenfeldern kam die Bewunderung für Gärtner auf, die 100 und mehr Sorten Tulpen an den Zwiebeln erkennen konnten.

Die Lust am Entdecken weckte in der Gartenjournalistin Dorothée Waechter die ersten Gärtnertriebe. Während sich die Schwestern schon mit Modezeitschriften beschäftigten, ging Sie, die Jüngste, in den Garten und sammelte Blumensamen, sortierte diesen ordentlich in kleine Fächer und freute sich auf das kommende Jahr.

Gabriele Schabbel–Mader, Präsidentin der Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur, hatte zum ersten Mal grüne Finger beim Vermehren von Usambaraveilchen entdeckt. Zur Verwunderung der Eltern nahm Gabriele sogar eine Pflanze mit in den Urlaub da Sie etwas Wichtiges entdeckt hatte: Blütenknospen, die kurz vor der Öffnung standen.

Für Gartenarchitekt Bert Vermeijden waren Akelei die ersten spannenden Pflanzen, die ihm im ansonsten sehr steinigen Rotterdam entgegenleuchteten. Der Künstler Wilm Weppelmann, dagegen ist in einer Gemüsegegend auf dem Land aufgewachsen. Bis heute ist z.B Rotkohl ein wichtiger Bestandteil der Installationen des Künstlers.

 

Frage 2: Welches Gartenland hat Sie beeinflusst?

Es zeigte sich, dass alle Gesprächsteilnehmer die Erfahrung vor allem in englischen Gärten nicht
missen wollen. Das Goethewort vom Gärtner, der nicht zu reisen braucht, wenn der eigene Garten am schönsten ist, stimmt sicherlich erst, so Romke van de Kaa, wenn man nach 10 Jahren im Ausland wieder nach Hause kommt.

Für Wilm Weppelmann ist der Austausch mit Künstlerkollegen, etwa des urbanen Gärtners John Reynolds in London sehr wichtig. „Durch John konnte ich den städtischen Raum als Bühne begreifen, die immer offen ist und nach Gestaltung ruft. Ich pflanze entlang meines täglichen Weges Rotkohl. Viele Menschen reagieren darauf sehr freundlich und gießen die Pflanzen. So entsteht eine ruhige Zartheit in einer harten, lauten, schnellen Welt.

Gabriele Schabbel-Mader ist in Mülheim aufgewachsen und erinnert sich gerne an den Park der Stadt im Ruhrgebiet, den sie mit ihrem Opa besuchte. „Wenn ich aus unserer Wohnung im dritten Stock in den Park kam, erlebte ich eine neue Welt voller Geheimnisse.“

Bert Vermeijden begeisterte in englischen Gärten die Ruhe, die das Gärtnern über Generationen ausmacht: Wenn der Enkel die Pflanzungen der Großmutter aufgreift und diese mit Respekt verbessert fühlt man sich geborgen. Konservativ im besten Sinne.

 

Frage 3: Wie wichtig ist der Austausch unter Hobbygärtnern?

Gabriele Schabbel-Mader meinte: Jeder soll individuell seinen Weg in den Garten finden. Diesen Weg begleiten wir von der Gartengesellschaft mit Führungen, Reisen, Vorträgen und dem zwanglosen Austausch von Ideen.

An Romke van de Kaa ging die Frage: Welchen Einfluss haben die vielen Gartenclubs auf die niederländische Gartenkultur?

In den Niederlanden wird gerne über den Garten gestritten wird, so Romke. Es wird nichts einfach so akzeptiert wie es ist. Ich klingle z.B bei Leuten mit langweiligen Gärten und empfehle ein paar Samen auszustreuen. Meist sagen die Leute: „Nein Danke brauchen wir nicht.“ Na dann streue ich eben bei Dunkelheit meine Samen – das nennt man dann wohl Dunkelkeimer.

Dorothée Waechter ist betrübt über die immer geringer werdenden öffentlichen Mittel für das öffentliche Grün.

Wilm Weppelmann empfiehlt Eigeninitiative, so hat er schon öfter mit Schulen und Kindergärten Pflanzprojekte durchgeführt etwa zum in seinem Hungergarten, einer mageren Sandfläche unweit des Schlosses von Münster.

„Dort geht es zum Garten 2050.”

 

Frage 4: Welchen Garten würden Sie mit einem Budget von € 500.000 anlegen?

Gabriele Schabbel-Mader würde gerne einen Arts und Crafts Garten entwickeln, einen Garten indem sorgfältig mit gutem Material gearbeitet wird. Ein Garten in dem sich gutes Handwerk (Craft), gekonnte Architektur und Kunst (Art) ergänzen.

Bert Vermeijden träumt von einem Blumengarten wie er ihn im Hermannshof in Weinheim bewundert hat. „Die richtige Pflanze am richtigen Ort und Du kannst dir die ganze Welt in deinen Garten holen“, so der Pflanzenkenner.

Dorothée Waechter würde sich gerne einen Park in ihrer Nachbarschaft widmen. Ein Park mit guter Anlage und Gestaltung, der leider viel zu schlecht gepflegt wird. Es ist wichtig auch unser Gartenerbe zu erkennen und zu erhalten.

Romke von de Kaa hat bereits einige Gärten verwirklicht, die ihn ganz schön auf Trab halten.

Wilm Weppelmann hat sich schon ca. 20.000m² öffentlichen Raum in Münster ausgeguckt, auf der ein sozialer Garten entstehen kann. Wie, das wird sich zu seiner Zeit zeigen. Mal sehn.

 

Christoph Laade dankte den Gesprächsteilnehmern mit einem Buch der schönsten Kundenfotos und einer Tomatenpflanze aus eigener Produktion.

Die Zuhörer wurden mit der Hoffnung nach Hause geschickt, dass während des Gesprächs hoffentlich öfter einmal der grüne Daumen gezuckt hat und nach Hause gekehrt hoffentlich das erste Saatkorn für den Garten 2050 gelegt wird.

 

Teilnehmer des Gartengespräches:

Wilm Weppelmann, Künstler und Initiator der freien Gartenakademie Münster

Gabriele Schabbel–Mader, Gartenarchitektin und Vorsitzende der „Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur“ Hamburg

Dorothée Waechter, Gartenjournalistin und Buchautorin

Romke van de Kaa, Gärtner und Gartenbuchautor

Bert Vermeijden, konzipiert Gartenreisen; hat schon 1000 Gärten gesehen