Gartenmoment März 2015
Lenzrosen und Elfenblumen
von Christoph Laade
Anfang März kommt Licht ins Dunkel der Wintertage. Wärme kommt in den Garten. Jetzt ist es noch hell unter den Laubgehölzen. Schneeglöckchen werden schon Müde, die Krokusse öffnen sich hingebungsvoll dem Licht.
Aufatmen nach dem Winter. Der Lenz ist da und mit ihm die Lenzrosen( Helleborus x hybridus ) die recht anspruchslos jeden humosen Boden annehmen. Nach der Blüte bilden die im Lauf der Jahre immer stattlicher werdenden Stauden immergrüne 7 -9 lappige Blätter. Diese verdecken teilweise die Blüten. Es ist kein Problem, wenn störende Blätter abgeschnitten werden, um die von weiß über gelb ins purpurne changierenden Kronblätter freizulegen.
Die Blüten stehen mit dem Kopf auf den Boden zu den bestäubenden Ameisen gerichtet. Es lohnt sich die bezaubernde Blüte genauer zu betrachten. Das Farbspiel aus dunklen und hellen Tönen erzählt von arabischen Welten.
In den letzten Jahren wurden viele neue Sorten entwickelt, in der Regel Kreuzungen von Helleborus orientalis aus dem Kaukasus und der Türkei und ca. 15 anderen Arten aus dem Mittelmeerraum. Einmal gewonnen Sorten wurden oft in sehr großer Stückzahl im Labor vermehrt. Im warmen Verkaufsraum des Gartenmarktes hält man prächtige Pflanzen in der Hand, die sich im wechselhaften Gartenklima jedoch schwer tun und oft dahinsiechen.
Gärtnerei Kramer
Zum Glück gibt es mehrere Gärtner, die gesunde gartentaugliche Pflanzen züchten, wie den verdienstvollen Züchter Hans Kramer aus Ede, NL.
Hans Kramer schreibt auf seiner Website:
Der Grund weshalb Helleborus oft nicht den Erwartungen entsprechen ist, dass das Pflanzenmaterial was derzeit in West-Europa im Umlauf ist, nur eine sehr kleine Basis an Gen-Material hat. Mit anderen Worten: Es hat Inzucht stattgefunden, wodurch die Pflanzen anfällig für Krankheiten geworden sind und oft Abweichungen zeigen. Gerade durch die Massenvermehrung zeigt sich diese Art von Mängeln. Die verschiedensten Bakterien- und Pilzkrankheiten wie z.B. die Blattfleckenkrankheit, falscher Mehltau und der sogenannte “Black Death” treten auf. Dies wird im normalen Handel durch eine Vielzahl von Pflanzenschutzmitteln unterdrückt und dadurch, dass die Pflanzen unter den optimalsten Bedingungen groß gezogen werden. Das bedeutet in einem computergesteuerten Gewächshaus, wo die Pflanzen trocken bleiben und rechtzeitig gegen die Sonne geschützt werden. Darüber hinaus wird stark mit Fungiziden gespritzt. Ungespritzte Helleboruspflanzen sind beinahe nicht zu kaufen. Helleborus sind ein Massenprodukt geworden. Sie werden überall angeboten – vom Supermarkt bis hin zu Tankstellen. Mit allen negativen Folgen. Es geht dabei um jeden Cent, um die Pflanzen so schnell und billig wie möglich zu produzieren. Viele Pflanzen stammen aus der Gewebekultur und werden danach so künstlich hochgetrieben, dass man fast schon von einer “Turbopflanze, die an einer Infusion gelegen hat” sprechen kann. Wenn sie danach in den Boden gepflanzt wird – in lebende Erde, mit allerlei Mikroorganismen, Pilzen und anderen Lebewesen – weiß die Pflanze nicht wie ihr geschieht. Sie gibt dann oftmals schnell den Geist auf. Die Pflanze ist zu einem Deko-Stück geworden, das weggeworfen wird sobald es ausgeblüht ist. Und das ist genau das, was der Großhandel gerne sieht. Und leider nehmen viele Konsumenten gerne damit vorlieb.
Weil wir seit sechs Jahren kein Gift mehr spritzen (seit August 2010 sind wir biologisch SKAL-zertifiziert), stoßen wir auf obengenannte Probleme. Wir haben alle befallenen Pflanzen radikal weggeworfen. Darunter auch Mutterpflanzen, die schon jahrelang in unserem Besitz waren. Wir haben dies mit blutendem Herzen getan, aber im Vordergrund steht, dass die Pflanzen ohne chemische Pflanzenschutzmittel gesund bleiben müssen. Wir kreuzen nun neues Material aus dem Kaukasus (H. orientalis) und aus Bosnien (H. torquatuus) ein, um mit neuem Blut stärkere und gesündere Pflanzen zu bekommen. Wir werden oft gefragt, wie wir das machen: Sehr gut funktioniert es, wenn man die gewünschte Blüte pflückt, diese in einem Tupperwarebehälter bewahrt und zuhause in der Küche wieder erwärmt. Der Pollen ist dann schnell reif (pulverig), wodurch man ihn mit der Mutterpflanze kreuzen kann. So hat man mit einem Schlag neues Blut. Nach drei Jahren beginnen die ersten Pflanzen zu blühen. Wir sind sehr gespannt. Aber letztendlich ist es dadurch möglich ein fantastisches Sortiment biologischer Helleborus in allen Farben und Formen zu produzieren. Und damit sind wir – soweit wir wissen – die ersten in Europa!
Soweit Hans Kramer.
Die Züchtungen von Hans Kramer entwickeln sich bei uns im Garten zu kräftigen Pflanzen, die besagtem Lenz Jahr um Jahr mit mehr Blüten huldigen.
Der Gärtner dankt und bückt sich in freudiger Erwartung und wird reichlich belohnt.
Mittlerweile haben sich auch einige Pflanzen ausgesamt. Mal sehen was sich daraus entwickelt.
Weitere Links zu Lenzrosen:
Elfenblumen
Staude des Jahres 2014
Seit langem dienen viele Sorten der Elfenblumen mit ihren robusten Blättern als zuverlässige Bodendecker im Halbschatten. Wer nur die harten ledrigen Blätter betrachtet, mag sich fragen woher die „Elfe“ im Namen stammt. Nur ganz zaghaft ragen ab Ende April die filigranen orchideenhaften Blüten über die Blätter. Oft werden diese Schätze übersehen.
Mitte März sollten daher bei eingewachsenen Pflanzen die Blätter geschnitten werden, um der Versammlung der anmutigen Elfen im April Raum zu geben.
Es lohnt sich: Die zarten Blüten bestehen aus vier inneren und vier äußeren Blütenblättern besteht. Die äußeren Blütenblätter sind teilweise als Sporne ausgebildet, was den Blüten noch mehr Anmut verleiht. Die Farbpalette der Elfenblumen reicht von Goldgelb über Hellgelb, Weiß, Rosa, Rot bis hin zu Violett, oft sind sie auch zweifarbig.
Die Blätter erneuern sich zuverlässig und decken bald schon wieder den Boden. Ein weiterer Vorteil des Schneidens: die konkurrenzstarke Pflanze wächst etwas weniger kräftig.
Links zu Elfenblumen:
Bund deutscher Staudengärtner / Staude des Jahres 2014