Osterspaziergang 2020
Vom Korallenriff in den Eichen – Buchenwald
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?
Wer anders als unser aller Goethe stand Pate für dieses geflügelte Wort.
Vom schönen Wetter beflügelt habe ich ein Ausflug in Laubwälder um Ahaus unternommen, um dem Coronafrust mit botanischen Glanzpunkten Herr zu werden
Anfang April ist noch kein Laub zu sehen. Man kann noch gut den Kronenaufbau studieren.
Unter den Bäumen ist noch viel Licht. Das nutzten viele Frühjahrsblüher.
Feenwälder
Ein weiße Blütendecke bedeckt den Boden der Eichen und Buchenmischwälder, die vor ca. 150 Jahren als Windschutz und Holzreservoir an großen Bauernhöfen gepflanzt wurden.
Vor allem Buschwindröschen bedecken einem Feenmantel gleich den lichten Wald. Vereinzelt spielen die etwas älteren Blüten auch ins Pinke. Ich hatte mir ein paar tiefpinke Exemplare in den Garten geholt. Diese blühten jedoch im Folgejahr wieder weiß mit einem schüchternen Anflug von Röte. Die Engländer nennen es `Maidens Blush´, also Schamröte eines jungen Mädchens.
Ähnliche Blüten haben die Sternmieren. An den schlanken, der Botaniker sagt `lanzettlichen´ Blättern erkennt man aber schnell dieses Nelkengewächses, das vor allem an lichten Stellen und am Waldrand wächst. Die ersten Blüten des Sauerklees zieren feine blaue Streifen auf reinweißer Blüte.
Die weiße Pracht des Mai zeichnet sich schon ab mit Wiesen von Bärlauch, die feuchte Senken erobert haben. Auf dem trockenen Fuß der Bäume wächst der Salomonsiegel. Einige Züchtungen mit weißen Blättern sind zuverlässige Partner in halbschattigen trockenen Gartenbereichen.
In Senken erscheint das erste Wiesenschaumkraut. Im Wald ist es spärlich vertreten, es blüht so richtig erst im Mai, wenn die Bäume schon im Laub stehen. Seine eigentliche Heimat sind feuchte Wiesen.
Lichtpunkte am Boden
Der Wald fächert die Sonnenstrahlen zu einem bezaubernden Lichtspiel. Gelbe Blüten leuchten punktuell am Boden auf: Scharbockskraut und Schlüsselblumen. Beide Pflanzen lieben feuchten kalkhaltigen Boden. Die Goldnessel, genauer die silbrige Taubnessel hat als anspruchslose Pflanze auf guten Böden auch ihren Weg in unsere Gärten gefunden.
Kobolde des Waldes
Die blaublütigen Pflanzen des Waldes will ich nicht gleich in den Adelstand erheben.
Eher an kleine Kobolde erinnern Waldveilchen und Gundelrebe, die sich aus dem vorjährigen Laub hervorarbeiten.
Lungenkraut mit seinen blauen und roten Blüten bildet stellenweise kräftige Tuffs.
Die Farben variieren von hellblau und rosa wie in Babykleidung bis hin zum gedeckten blau und rot von Anzügen. Vielleicht kann man aus der unterschiedlichen Färbung die Variation des Bodens von sandigem Lehm zu tonigem Klei ablesen.
Es grünt so Grün…
Nie wächst an einer Stelle nur eine Pflanze. Vielmehr zeigt sich an jedem Flecken ein kleines Orchester, in dem mal die eine mal die andere Pflanze ein Solo gibt.
Die Knoblauchsrauke zeigt schon Blätter aber noch keine ihrer weißen Blüten.
Efeu durchwebt den Boden auf der Suche nach einem Baumstamm. Weder am Boden noch am Stamm wird unser einziges heimisches Araliengewächs übermächtig.
Waldseggengras blüht apart am Wegesrand. Langsam erwacht auch der Waldmeister. So richtig duften will er jetzt noch nicht. Er hat noch bis Mai Zeit.
Kaum der Blüte wert scheinen die winzigen grünweißen Knöpfchen des Waldbingelkrautes. Und doch war diese Pflanze entscheidend für die Entdeckung der Sexualität bei Pflanzen. 1690 kultivierte R.J.Camerarius unterschiedlich aussehende männliche und weibliche Pflanzen. Zunächst getrennt voneinander. Die Pflanzen bildeten taube, unfruchtbare Samenkapseln. Erst als beide Pflanzen nebeneinander angebaut wurden bildeten sich Jungpflanzen.
Giftgrün glänzen die pfeilförmigen Blätter des Aronstabes. Der braune Kolben lockt mit Aasgeruch Insekten an. Vom glatten Hüllblatt rutschen Sie ins Innere der Pflanze. Dort bleiben die kleinen Mücken gefangen bis sie die Blüte bestäubt haben. Dann welkt das elegante Hüllblatt und die Insekten kommen wieder frei.
Korallenriffe und Botanik
Die heute weitgehend flache münsterländische Parklandschaft lässt oberflächlich nur wenig von ihrer wechselvollen Geschichte erahnen, die sich bis ins Erdzeitalter des Devons zurückverfolgen lässt. Damals, rund 400 Millionen Jahre vor unserer Zeit, war das Münsterland Teil eines Meeresbodens.
Die kalkhaltigen Böden sind unter anderem auf Korallenriffe zurückzuführen. Die Lage dieser Riffe lässt sich auch heute noch in der Landschaft ablesen, da sie sich 3 – 10m über die Umgebung erheben. Diese fruchtbaren trockenen Böden wurden schon früh ackerbaulich genutzt an den Rändern dieser Flächen siedelten die Bauern. Auf den Hof nahen feuchten Senken entstanden Wälder, deren botanische Vielfalt uns heute erfreut.
Bisweilen entdeckt man auch Gartenflüchtlinge wie Tulpen, Schneeglöckchen, Veilchen oder Traubenhyazinthen.
Gutes in Bälde
Mit frischen Gedanken kehre ich heim. Hoffentlich können wir Sie bald wieder in schöne Gärten in der ganzen Welt begleiten. In vielen Gärten habe ich gelernt: die Begeisterung für das kleine oft unscheinbare macht die Welt groß.
Bleiben Sie Gesund!